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ein echter hanf dampf in allen wirtschaftlichen gassen

auszuege aus einem artikel aus der wochenendbeilage "der faecher" der BNN vom 10.05.97


Das Genussmittel Hanf hat viele Namen, die seinen schlechten Ruf begruenden: Cannabis, Pot, Marihuana, Gras, Kiff, Kraut etc. Die Nutzpflanze Hanf hat dieses schlechte Image allerdings ueberhaupt nicht verdient. Deshalb bemuehen sich namhafte Institute die Rehabilitation und industrielle Verwertung von "Cannabis sativa" - so der lateinische Name - voranzutreiben. Die groesste Huerde dafuer wurde genommen, als vor etwa einem Jahr das deutsche Recht dem europaeischen angeglichen und das in Deutschland seit 1982 bestehende Anbauverbot fuer Hanf aufgehoben wurde.[...]

Fuer die Freunde des "Joints" eroeffnet sich dadurch allerdings nicht das Paradies auf dem Acker - die [EU-]Praemie wird nur fuer bestimmte THC-arme Sorten (THC = Tetrahydrocannabinol ein rauschwirksamer Stoff) bezahlt. "Kiffer" muessten sich davon schon einen ganzen Sack reinziehen, um ins Reich der Glueckseligkeit abzudriften.

[...] Im Hinblick auf die zunehmende Rohstoffverknappung ist man weltweit auf der Suche nach etragreichen robusten und schnell nachwachsenden Nutzpflanzen, was zwangslaeufig zur "Wiederentdeckung" der aeltesten Kulturpflanze der Menschheit, dem Hanf, fuehren musste. [...]

Zudem sind Hanffasern die reissfestesten aller Naturfasern und zeichnen sich noch dazu durch hohe Verschleissfestigkeit und Saugfaehigkeit aus.
Bevor die Pflanze in den 30er Jahren durch synthetische Produkte,Holz und Baumwolle vom Markt verdraengt und noch dazu als "Drogenkraut" ins gesellschaftliche Abseits gestellt wurde, war eine menschliche Kultur ohne das Hanfkraut unvorstellbar.

Archaeologen, Anthropologen dun Historiker belegen, dass Hanf seit 12000 Jahren angebaut und vom ersten Jahrhundert vor Christus bis in die zweite Haelfte des vergangenen Jahrhunderts die am haeufigsten verwendete Nutzpflanze ueberhaupt war. Die Gutenberg Bibel (15Jhd.) wurde auf Hanfpapier gedruckt, die erste Levi's Jeans wurde aus Hanfleinen gefertigt (1870) und Henry Ford stellte 1941 sein "Hanfmobil" vor, ein Auto, dessen Karosserie aus Hanfkunststoff und das mit Hanfdiesel betankt wurde. Ohne Hanfoel als Brennstoff fuer die Lampen waer's in den heimischen Stuben zappenduster geblieben und in den Triebwerken von Flugzeugen waere ohne das Schmiermittel Hanfoelnichts gelaufen.

Hanfextrakte waren fuer unsere Altvorderen das Schmerzmittel Nummer eins, bevor Aspirin auf den Markt kam. Zwischen 1840 und 1890 gehoerten Haschisch und Marihuana zu den am haeufigsten verschriebenen Arzneimitteln schlechthin. Queen Victoria (1837-1901) nahm Cannabis gegen Menstruationsbeschwerden und Otto Normalverbraucher nahm es gegen alles, brachte mit Tinktur sogar Huehneraugen und Warzen zum Verschwinden. Die wirtschaftliche Wertigkeit war frueher so hoch, dass in Virginia zwischen 1763 und 1767 ein Marihuanagesetz erlassen wurde, das Farmern, die keinen Hanf anbauten, mit Gefaengnisstrafen drohte.

Auch Heinrich VIII. von England machte den Hanfanbau zur Pflicht fuer seine Untertanen, damit der Rohstoffnachschub fuer die Ausruestung seiner Truppen und seiner Flotte (Schiffssegel, Taue, Kleidung) immer gesichert war.

In unseren Breiten hatte der Hanfanbau rechts und links des Oberrheins, im Hanauerland und im Niederelsass eine lange Tradition. Die Naehe der alten Handelsstadt Strassburg gewaehrleistete den raschen Absatz [..] Im letzten Jahr gruente in Deutschland der Hanf erstmals wieder auf 1423 Hektar. Die Erzeuger und Sponsoren erforschen derzeit noch neue Anbau-, Ernte- und Produktionsverfahren, um rentable Maerkte zu schaffen.[...]auch traditionelle Konsumgueter wie Papier, Textilien, Medikamente, Speise- und technische Oele muessten sich irgendwannrechnen lassen, wenn in den Koepfen die Saat oekologischer Denkweisen aufgehen wuerde. [...]

Artikel von Marlen Manéval

last modified may 10 1997