Das Genussmittel Hanf hat viele Namen, die seinen schlechten Ruf begruenden:
Cannabis, Pot, Marihuana, Gras, Kiff, Kraut etc. Die Nutzpflanze Hanf hat
dieses schlechte Image allerdings ueberhaupt nicht verdient. Deshalb bemuehen
sich namhafte Institute die Rehabilitation und industrielle Verwertung von
"Cannabis sativa" - so der lateinische Name - voranzutreiben. Die groesste
Huerde dafuer wurde genommen, als vor etwa einem Jahr das deutsche Recht dem
europaeischen angeglichen und das in Deutschland seit 1982 bestehende
Anbauverbot fuer Hanf aufgehoben wurde.[...]
Fuer die Freunde des "Joints" eroeffnet sich dadurch
allerdings nicht das Paradies auf dem Acker - die [EU-]Praemie wird nur fuer
bestimmte THC-arme Sorten (THC = Tetrahydrocannabinol ein rauschwirksamer
Stoff) bezahlt. "Kiffer" muessten sich davon schon einen ganzen Sack
reinziehen, um ins Reich der Glueckseligkeit abzudriften.
[...] Im Hinblick auf die zunehmende Rohstoffverknappung ist man
weltweit auf der Suche nach etragreichen robusten
und schnell nachwachsenden Nutzpflanzen, was zwangslaeufig zur
"Wiederentdeckung" der aeltesten Kulturpflanze der Menschheit, dem Hanf,
fuehren musste. [...]
Zudem sind Hanffasern die reissfestesten aller Naturfasern und zeichnen sich
noch dazu durch hohe Verschleissfestigkeit und Saugfaehigkeit aus.
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Bevor die Pflanze in den 30er Jahren durch synthetische Produkte,Holz und
Baumwolle vom Markt verdraengt und noch dazu als "Drogenkraut" ins
gesellschaftliche Abseits gestellt wurde, war eine menschliche Kultur ohne
das Hanfkraut unvorstellbar.
Archaeologen, Anthropologen dun Historiker belegen, dass Hanf seit 12000 Jahren
angebaut und vom ersten Jahrhundert vor Christus bis in die zweite Haelfte des
vergangenen Jahrhunderts die am haeufigsten verwendete Nutzpflanze ueberhaupt
war. Die Gutenberg Bibel (15Jhd.) wurde auf Hanfpapier gedruckt, die erste
Levi's Jeans wurde aus Hanfleinen gefertigt (1870) und Henry Ford stellte 1941
sein "Hanfmobil" vor, ein Auto, dessen Karosserie aus Hanfkunststoff
und das mit Hanfdiesel betankt wurde. Ohne Hanfoel als Brennstoff fuer die
Lampen waer's in den heimischen Stuben zappenduster geblieben und in den
Triebwerken von Flugzeugen waere ohne das Schmiermittel Hanfoelnichts
gelaufen.
Hanfextrakte waren fuer unsere Altvorderen das Schmerzmittel Nummer eins,
bevor Aspirin auf den Markt kam. Zwischen 1840 und 1890 gehoerten Haschisch
und Marihuana zu den am haeufigsten verschriebenen Arzneimitteln schlechthin.
Queen Victoria (1837-1901) nahm Cannabis gegen Menstruationsbeschwerden und
Otto Normalverbraucher nahm es gegen alles, brachte mit Tinktur sogar
Huehneraugen und Warzen zum Verschwinden. Die wirtschaftliche Wertigkeit war
frueher so hoch, dass in Virginia zwischen 1763 und 1767 ein
Marihuanagesetz erlassen wurde, das Farmern, die keinen Hanf
anbauten, mit Gefaengnisstrafen drohte.
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Auch Heinrich VIII. von England machte den Hanfanbau zur Pflicht fuer seine
Untertanen, damit der Rohstoffnachschub fuer die Ausruestung seiner Truppen
und seiner Flotte (Schiffssegel, Taue, Kleidung) immer gesichert war.
In unseren Breiten hatte der Hanfanbau rechts und links des Oberrheins, im
Hanauerland und im Niederelsass eine lange Tradition. Die Naehe der alten
Handelsstadt Strassburg gewaehrleistete den raschen Absatz [..] Im letzten
Jahr gruente in Deutschland der Hanf erstmals wieder auf 1423 Hektar. Die
Erzeuger und Sponsoren erforschen derzeit noch neue Anbau-, Ernte- und
Produktionsverfahren, um rentable Maerkte zu schaffen.[...]auch traditionelle
Konsumgueter wie Papier, Textilien, Medikamente, Speise- und technische Oele
muessten sich irgendwannrechnen lassen, wenn in den Koepfen die Saat
oekologischer Denkweisen aufgehen wuerde. [...]
Artikel von Marlen Manéval
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